Wir waren zu zehnt, acht Menschen und zwei Hunde. Im Vergleich zu sonst fahren dieses Jahr nur sehr wenige mit. Ich trainiere jetzt seit ca. einem Jahr wieder hier in der Karateschule und es ist mein erstes Trainingslager in Österreich. Es findet jedes Jahr eine Woche Trainingslager in Österreich statt. Ich finde man hat dort eine sehr gute Möglichkeit die Menschen, das Miteinander und das Karate unserer Schule kennenzulernen.
Nach einer guten Fahrt ohne Stau wurde nach unserer Ankunft alles eingeräumt und zum Abendessen vorbereitet. Für mich alles Neuen heißt das alles beobachten und Abläufe lernen. Abläufe sind einfach wichtig, damit in einer Gruppe alle funktioniert. Es ist ganz simpel, wie zu Hause, räumt keiner die Spülmaschine aus, wird das Abendessen schwer.
Nach dem Abendessen saßen wir alle gemütlich zusammen.
Wegen schlechtem Wetter fand am Sonntagmorgen noch kein Training statt. Als der Regen nachließ brachen wir zu einem Spaziergang auf. Einen Weg Bergauf zwischen Wiesen durch den Wald über eine hohe Brücke wieder zu Wiesen. Dort floss ein kleiner Bach und da zwei von uns wohl kalte Hände hatten, lernten wir, wie man in Österreich warme Hände (oder Ohren) bekommt. Ein paar Sekunden im Liegestütz im Wasser des Baches reichen da.
In der Nähe konnten wir auf einer ebenen Fläche noch trainieren. Unser Sensei gab uns verschiedene Kihon-Kombinationen vor und wir versuchten Sie auszuführen. Wie so oft ist es gar nicht so einfach für mich Dinge einfach mal ohne Nachdenken zu probieren. Das führt bei mir dann immer zu „Gesicht des Tötens“. Warum bekommen wir auch immer wieder Aufgaben mit Bewegungen die wir vorher noch nie gemacht haben. Ach ne, das heißt ja, man bekommt neue Dinge beigebracht.
Vor dem Abendessen liefen wir zu viert von uns noch Kata. Am Abend wurde dann über die Kata Empi gesprochen und sogar ein paar Youtube-Videos dazu geschaut. Wir sprachen auch über Rhythmus und Atmung im Allgemeinen, fühlen, warum ein richtig gelehrter Rhythmus zu einer Kata genauso dazu gehört.
Und dann kam die Frage, ab wann kämpfen wir frei. Die lange Antwort kurzgefasst: Wir üben das System des Karate unserer Schule. Durch das System wird man dahin geführt immer freier agieren zu können. Es ist ein Weg, mit einem Anfang und ohne sichtbares Ende…
Am nächsten Morgen, erstes Frühtraining, kalt, aber noch nicht gefroren. Wir übten Kombinationen im Quadrat, immer über den Rücken um 90 Grad gedreht. Auch was Neues für mich #Gesicht des Todes. Außerdem noch ein paar Kata. Auch sehr wichtig für den Fortschritt.
Nach dem Frühstück ging es in das Örtliche, langjährig bekannte Schuhgeschäfts des Vertrauens. Wer wollte konnte sich doch noch ein paar wasserdichte Schuhe zulegen.
Auf dem Rückweg haben wir einen See gesucht und einen anderen gefunden. Ich bin ja immer noch von den Farben des Wassers in der Region begeistert. Schöne Bilder gab es.
Nach dem Mittagsessen in der prallen Sonne im T-Shirt gab es noch eine Trainingseinheit, für mich hieß da Bunkai Heian Nidan.
Im Abendlichen Seminar ging es darum, dass so eine Gemeinschaft nur mit aktiver Beteiligung „Aller Teilnehmer“ funktioniert.
Außerdem sprachen wir darüber, warum man sich beim Karate auch mit der Geschichte und der Entstehung beschäftigen sollte. Warum es wichtig für das Erlernen einer Kampfkunst ist.
Am Vormittag wurden uns drei Geschichten vorgelesen, die bestimmte Dinge aufzeigen sollten.
Wenn man sich mehr anstrengt um schneller zu lernen, heißt das noch lange nicht, dass man auch schneller Fortschritte macht, (Matajuro und Banzo).
Danach begaben wir uns im Karateanzug bei super Wetter auf eine schöne Wiese, dort wurden die wunderschönen Photos mit Landschaft geschossen.
Nach dem Essen kam mein persönlicher Moment des Trainingslagers. Wenn man sich nicht aktiv auf seine Mitstreiter zu geht und nicht aktiv mit den Dingen der Woche beschäftigt, ist es am Ende verschenkte Zeit und man trägt auch nichts zum gemeinsamen Erlebnis bei, sondern beeinflusst es eher noch negativ.
Beim nächsten Morgentraining mit super Wetter (T-Shirt möglich) war ich wieder dabei. Wir liefen Kata, auch mal mehr, ohne Pause. Und das am frühen Morgen…
Nach dem Frühstück ging es auf einen Ausflug zu einer Hängebrücke (110m hoch). Man konnte einmal mehr die wunderschöne Landschaft bewundern. Es war schon Nachmittag, als wir in der Unterkunft wieder ankamen. Wir sprachen über verschiedene Karatemeister, deren Stile und deren Karateformen und wie sich diese über welche Wege entwickelt oder verändert haben.
Abends noch ein Katatraining. Für mich ein kleines Highlight 60 Heian Yondan gelaufen zu sein.
Im Seminar abends sprachen wir darüber wie ein Dojo davon lebt, dass sich die Mitglieder auch aktiv mit einbringen und was das für Auswirkungen haben kann, wenn sich keiner mehr engagiert.
Am nächsten Tag war das Highlight der Ausflug in das Schwarzwassertal am Lech inklusive Training in einer unübertroffenen Kulisse. Für mich stand Bunkai Heian Nidan und Bunkai Heian Sandan auf dem Programm. Danach suchten wir ein Lokal, wo man Käsespätzle essen kann. Das wurde sich unbedingt gewünscht. Ergebnis: Die „teuerste“ Currywurst der Welt, aber sie war wohl gut. Ja und es gab auch Käsespätzle.
An dem Tag machten sich langsam auch Müdigkeit und Muskelkater bemerkbar.
Für das Morgentraining des letzten aktiven Tages war es wieder sehr warm, dank des Föns.
An diesem Tag wanderten wir im Jochbachtal das Bachbett hinauf. Von oben herunter kam uns der warme Fön entgegen. Am Ende standen wir auf einer Alm in dem im Sommer die Kühe grasen. Sonst nur fünf urige Berghütten. Wie sagte jemand: „Wie bei der Heidi.“
Am Ende der Wanderung begann es zu regnen. Wir hatten die ganze Woche mit dem Wetter viel Glück gehabt. Trotz des vorhergesagtem Regen hatten wir doch viel Sonne.
Schlussendlich fuhren am nächsten Tag nach dem Frühstück wieder heim und hatten ein erfolgreiches Trainingslager Österreich 2023. Es bleibt weiter spannend, ob nächstes Jahr wieder mehr Schüler mitfahren. Meine Entscheidung steht jedenfalls jetzt schon fest, Daumen hoch!
Wenn das bei euch vielleicht Interesse auf mehr geweckt hat. Ruft an oder kommt vorbei. Es lohnt sich auf jeden Fall.
Gruß euer Tom (43 derzeit 7. Kyu)